Am 15. Juni 2023 veröffentlichte das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen die 8. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (RBV) für den Zeitraum von 2022 bis 2040. Die Prognose liefert einen wichtigen Einblick in die demografischen Entwicklungen des Freistaates und seiner Regionen und dient somit als eine Grundlage für die kommunale Sozialplanung im Landkreis Mittelsachsen.
Der Altersaufbau der Bevölkerung spielt eine entscheidende Rolle für zukünftige demografische Entwicklungen, insbesondere in Bezug auf Geburten, Sterbefälle und Wanderungsbewegungen. Die Bevölkerungsvorausberechnungen sollen verdeutlichen, wie sich die Anzahl und die Struktur der Bevölkerung verändern werden, unter der Voraussetzung, dass die angenommenen Szenarien zur Fertilität, Mortalität und Migration eintreten.
Was steckt hinter den Annahmen der Bevölkerungsvorausberechnung?
Die RBV basiert auf den amtlichen Einwohner:innenzahlen zum 31. Dezember 2021 und zeigt drei Prognosevarianten: optimistisch Variante (V1), pessimistisch Variante (V3) und die Basisvariante (V2).
Die drei Varianten unterscheiden sich hauptsächlich in ihren Annahmen zum Geburtenverhalten und dem Wanderungsaustausch mit dem Ausland. Was die Entwicklung der Lebenserwartung und das Wanderungsverhalten der Menschen innerhalb des Landes betrifft, sind sich alle Varianten einig und basieren auf den Annahmen der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Bundes. Die Unterschiede zwischen den Varianten liegen darin, wie sie die Wanderung mit anderen Ländern im Laufe der Zeit einschätzen und wie stark sich das Geburtenverhalten ändern wird.
Die verschiedenen Annahmen und Unterschiede zwischen den Varianten bieten eine Bandbreite möglicher Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung. Sie dienen Entscheidungstragenden als Grundlage, sich auf unterschiedliche Entwicklungen vorzubereiten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um den demografischen Veränderungen der kommenden Jahre gerecht zu werden.
Hier sind die Hauptpunkte zusammengefasst:
Geburtenverhalten
Die Annahmen zur Geburtenrate variieren zwischen den drei Varianten. Variante 1 geht von einem deutlichen Anstieg aus, Variante 2 von einem moderaten Anstieg und Variante 3 von einer anhaltend niedrigen Geburtenrate.
Lebenserwartung
Die Annahmen zur Lebenserwartung berücksichtigen historische Daten und die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Bis 2025 wird erwartet, dass die Lebenserwartung wieder auf das Niveau vor der Pandemie steigt, gefolgt von einem moderaten Anstieg.
Wanderungsaustausch mit dem Ausland
Es wird erwartet, dass die Wanderungsgewinne auf das durchschnittliche Niveau der letzten 25 Jahre zurückgehen. Die Geschwindigkeit, mit der dieses Niveau erreicht wird, variiert zwischen den Varianten.
Wanderungsverhalten zwischen den Gemeinden innerhalb Sachsens
Die Annahmen berücksichtigen aktuelle Wanderungsbewegungen und Trends zur Suburbanisierung.
Ukrainische Schutzsuchende
Die Annahmen zur Wanderung und Verteilung ukrainischer Schutzsuchender basieren auf vorläufigen Daten aus dem Jahr 2022 und einer angenommenen Bleibewahrscheinlichkeit von rund zwei Dritteln der Schutzsuchenden. Das Statistische Landesamt prognostiziert, dass ca. 52.000 ukrainische Schutzsuchende in Sachsen bleiben werden.
Landkreisspezifische Entwicklungen – der demografische Wandel betrifft alle
Dem Landkreis Mittelsachsen stehen laut der RBV-Prognose deutliche demografische Veränderungen bevor. Die Bevölkerung wird voraussichtlich von 300.639 im Jahr 2022 auf zwischen 268.840 (Variante 1) und 258.250 (Variante 3) im Jahr 2040 zurückgehen. Dieser Rückgang und die damit einhergehende Alterung der Bevölkerung werden verschiedene soziale Bereiche stark beeinflussen. Dazu zählen der Arbeitsmarkt, das Gesundheitswesen, soziale Dienste, Wohnraum und Infrastruktur sowie wirtschaftliche Entwicklungen.
Bevölkerungsprognose für den Landkreis Mittelsachsen bis 2040
Entwicklung einzelner Altersgruppen – weniger Kinder und Jugendliche, mehr Ältere
Ein Blick auf die Prognose verdeutlicht, dass die Gruppe der unter 20-Jährigen bis 2040 schrumpfen wird, vor allem die Anzahl der unter 10-Jährigen ist hierbei hervorzuheben. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf den Bildungs- und Betreuungsbereich, wobei unbesetzte Kita-Plätze und kleine Schulklassen zunehmend zur Aufgabe werden. Gleichzeitig geht die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter zurück, was das Erwerbspersonenpotential im Landkreis beeinflusst. Mit dem Eintritt der Babyboomer-Generation in das Rentenalter verschärft sich diese Entwicklung weiter, da eine große Zahl von Menschen aus dem aktiven Arbeitsleben ausscheidet.
Entwicklung der Altersstruktur im Landkreis Mittelsachsen
2022 - 2030* - 2040*
Im Landkreis Mittelsachsen verzeichnet die demografische Entwicklung einen klaren Zuwachs in der Altersgruppe der 70 bis 80-Jährigen. Bis zum Jahr 2040 wird diese Gruppe voraussichtlich um etwa 4.000 Personen anwachsen. Diese Veränderung hat unmittelbare Auswirkungen auf die Planung und Bereitstellung von Pflege- und Betreuungsdiensten sowie auf die gesellschaftliche Infrastruktur insgesamt.
Die Landkreisverwaltung reagiert bereits auf diese Entwicklungen, indem sie eine seniorenpolitische Strategie entwickelt, um die Bedürfnisse älter werdender Menschen und die Veränderungen ihrer Lebensumstände besser zu berücksichtigen. Ziel ist es, die Bedingungen und etwaige Veränderungen vor Ort zu erfassen, damit Mittelsachsen auch in der Lebensphase nach der Erwerbsarbeit ein Ort bleibt, der den Anforderungen der Gesellschaft und der sozialen Infrastruktur gerecht wird.
In die Zukunft gedacht - was die Prognose für Gemeinden bedeutet
Die Basisvariante der Bevölkerungsprognose – Variante 2 – deutet darauf hin, dass die Bevölkerung im Landkreis Mittelsachsen bis 2040 voraussichtlich um etwa 12 Prozent abnehmen wird. Dies hat insbesondere für kleine Gemeinden Auswirkungen, da sie sich auf Veränderungen ihrer Einwohner:innenzahlen einstellen müssen. Dabei ist es wichtig, den Wandel der Altersstruktur der Bevölkerung zu berücksichtigen.
Die RBV liefert somit nicht nur wichtige Daten zur Bevölkerungsentwicklung, sondern auch wertvolle Informationen für die langfristige Planung und Gestaltung sozialer Angebote und Dienstleistungen. Es liegt an den Entscheidungsträger:innen, diese Erkenntnisse zu nutzen, um die Zukunft zu gestalten.
Eine umfassende Auswertung der 8. RBV wird im 3. Sozialbericht des Landkreises Mittelsachsen Ende dieses Jahres veröffentlicht. Diese Auswertung wird wesentliche Einblicke in die demografischen Entwicklungen der einzelnen Regionen im Landkreis Mittelsachsen bieten und als Grundlage für zukünftige Maßnahmen dienen.
Für vertiefende Informationen zum demografischen Wandel und seinen Auswirkungen empfehlen wir Ihnen, die Veröffentlichung Die Folgen des demografischen Wandels auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb.de) zu besuchen .